„It never rains in Southern Baja California” – Stimmt nicht, wie wir jetzt wissen! Zu Beginn unserer Vamos Baja Reise hat es wie aus Eimern gegossen! Doch schon am Nachmittag des ersten Tages in der kleinen Wüstenoase San Ignacio strahlte die Sonne vom Himmel und der Fluss lud zum Schwimmen, Kayaken und Standup Paddeln ein!
Unsere Unterkunft in San Ignacio hatte schwere Schäden von dem Hurrikan „Odile“ im September 2014 davon getragen! Umso bemerkenswerter, wie viel schon wieder aufgebaut war. Doch aus den urgemütlichen Yurten sind jetzt feste, runde Häuschen geworden. Die Baja California ist keine typische Hurrikan Gegend. Doch ca. alle 20 Jahre kam in den letzten Jahrzehnten einer vorbei.
Alle unsere Partner vor Ort waren auf die eine oder andere Art betroffen und hatten Schäden zu verzeichnen. Besonders hart getroffen hat es Cabo San Lucas – die Partyzone der Amerikaner. Für mindestens 3 Wochen war der Flughafen (zukunftsweisend gebaut, da hier am südlichsten Punkt der Baja vor ein paar Jahren ein G8 Gipfel stattfand) gesperrt und einen Monat lang gab es kein Internet. Weiterhin kam es auch zu vielen Diebstählen und Raubzügen in der Zeit nach dem Hurrikan in Cabo.
Dem allen war jetzt nichts mehr anzumerken, hier und da sieht es noch etwas „unaufgeräumter“ aus (was sowieso in dieser Gegend vorkommt ;-), doch insgesamt haben wir so gut wie keine Klagen gehört, man schaut nach vorne, packt an, baut wieder auf – meist schöner als vorher – und geht zur Tagesordnung über. Der „Highend-Tourismus“ bleibt der Gegend allerdings noch fern, da die Luxusresorts noch nicht wieder geöffnet haben.
Erstaunlicherweise sind die Holzhüttchen in unserem Grauwalcamp in San Ignacio Lagune komplett unversehrt geblieben – ein kleines Wunder!
Als wir im Grauwalcamp an einem Montagmorgen im Februar ankamen, strahlte die Sonne vom Himmel und bevor wir unsere kleinen Holzhütten richtig beziehen konnten, fanden wir uns schon in der Lagune von Grauwalen umgeben! Gleich die erste Ausfahrt ist ein absolutes Highlight! Grauwale überall und nah am Boot und interaktiv … Alle Erwartungen und Vorstellungen übertroffen, Herzen berührt, Grauwalblas gebadet kehren wir nach 2 Stunden mit schönen Fotos im „Kasten“ zurück.
Jede Tour ist anders und neu. Am besten lässt man die Erwartungen an Land zurück und widmet sich ganz dem, was man geboten bekommt.
3 Nächte verbringen wir im Grauwalcamp (ja, ohne Internet etc.), wo man mit den Hühnern schlafen geht und bei Sonnenaufgang aufsteht. Wo man nachts vom Sternenhimmel überwältigt wird und die Grauwale einen sofort in ihren Bann ziehen. Es macht schon ein wenig süchtig permanent von Walen umgeben zu sein… und auch Delfine ziehen an uns vorbei sowie Pelikane und viele andere Lagunenvögel. Manchmal kann man die Grauwale von der Hütte aus tiefer in die Lagune ziehen sehen. Im Innern der San Ignacio Lagune gibt es keinen Bootsverkehr und die Grauwale haben dort ihre Ruhe, wenn sie das wollen. Und dann wären da noch die vielen Fischadlernester, die ganz selbstverständlich in unserer Nachbarschaft herum stehen.
Die am meisten berührende Ausfahrt haben wir am 3. Tag morgens… als sich ein Grauwalbaby dem Boot nähert und die ganze Längsseite des Bootes entlang den Kopf heraus streckt, so dass jeder unserer Gruppe es einmal streicheln kann… Berührend – im wahrsten Sinne des Wortes. Momente jenseits von Worten. Eine schimmernde Perle in unseren Herzen.
Sehr schön ist es, zu wissen, dass wir mit unseren Besuch in der San Ignacio Lagoon einen echten Unterschied machen, da wir mit einem Partner vor Ort arbeiten, der versucht ohne größeren Fußabdruck da draußen auszukommen. Mit unserem Besuch wird die lokale Gemeinschaft gestärkt und wie der Grauwalforscher Stephan Swartz es schön ausdrückte: „Vielen Dank, dass ihr hier seid. Wenn es das Interesse an den Grauwalen nicht geben würde, dann hätte man hier vermutlich einen Golfplatz, eine Marina oder ein Industriegebiet gebaut.“
Die San Ignacio Lagune ist Teil des Vizcaino Biosphären Reservats. Es ist 25.468 km² groß und bezieht die beiden Küstenlagunen Ojo de Liebre und San Ignacio mit ein. In dem Reservat leben etwa 200 Vogelarten, an den Stränden finden sich Eiablagegebiete von vier bedrohten Wasserschildkrötenarten, u. a. Karettschildkröte, Suppenschildkröte und Bastardschildkröte. Im Winter sammeln sich in den Lagunen eben die Grauwale, um hier nach ihrer langen Wanderung aus den arktischen Gewässern des Beringmeers und der Tschuktschensee ihre Kälber zu gebären und sich paaren. Auf dem Festland finden sich auch über 300 prähistorische Petroglyphen (Felszeichnungen).
Die Trockengebiete des Reservats beherbergen Gabelböcke, Dickhornschafe, Pumas und Rotluchse. Bereits im Jahr 1993 wurde das Biosphärenreservat mit seinem Schutzgebiet für Wale als Weltnaturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen.
Und dann? Im nächsten Paradies erwischt!
Nach 3 intensiven Grauwaltagen macht es Sinn sich in einer Traumbucht zu „erholen“. Diese Bucht an der Sea of Cortez ist eine schimmernde Perle an sich! Kayaken, Schwimmen und Schnorcheln und eben entspannen und einen wunderschönen Weitblick und leckeres mexikanisches Essen genießen. Und natürlich mit Pelikanen auf Augenhöhe zu sein, z.B. auf dem Stand up Paddel oder im Kayak.
Täglich kamen Großwale (vermutlich ein Blauwal und eine Finnwal Mutter mit Kalb und oder ein Buckelwal) in die Bucht geschwommen. Aus der Ferne beobachteten wir, wie sie ihre Kreise zogen und fraßen. Doch nicht nur aus der Ferne sondern auch einmal direkt (5-10m) neben dem Kayak machte sich ein Buckelwal mit einem lauten Auftauchblas bemerkbar. Wow, der wollte es aber genau wissen.
An einem Strand sind 5 Felszeichnungen der Ureinwohner der Baja California zu finden. Bezeichnenderweise erkennt man einen Wal mit Kalb… oder ist dieser Blick durch unsere „Meeressäugerbrille“ gefiltert?
Stilles, glitzerndes Meer… stundenweise ist das Meer total ruhig, wie mit einem Seidentuch überzogen. Das ist auch ein Teil dessen, was die Schönheit der Sea of Cortez ausmacht: immer wieder die super ruhigen Momente auf dem Meer und die Sonnenauf-und untergänge.
Ein unvergleichliche Lightshow am Himmel: Schimmernde Perlen.
Dann geht es weiter nach Loreto – den Blauwalen auf der Spur.
Wenn man mit Engeln reist, ist einem das Glück mit dem Wetter holt. Das Meer war ruhig, als wir uns morgens um 7.00h auf den Weg zu den Blauwalen machten. Die Wale sind weiter hoch gezogen in der Sea of Cortez, so dass wir nur 15 Minuten fahren, bis wir den ersten gigantischen Blas (ca. 8 m hoch) bestaunen können. Wir hatten eine Anfahrtszeit von 1- 2h erwartet. Glück gehabt!
Jetzt blieben wir bei einem Blauwal in der Nähe und schauten, wie er sich verhielt, wie sein Tauchrhythmus war und ob er ein „Fluker“ ist? Nur 20 – 30% der Blauwale zeigen ihre Schwanzflosse beim Abtauchen – Finnwale dazu im Gegensatz nie. So verbringen wir den Morgen mit einigen Blauwalen um uns herum… 5 -7 Tiere sahen wir auf unserer Tour und am späteren Vormittag hatten wir auch einen „Fluker“ dabei.
Blauwale spielen in einer Liga für sich. Da können nur Finnwale mithalten – mit denen es auch manchmal „Ganz-nah-Momente“ gibt. Mehrere Fälle von Hybridgeburten zwischen Blau- und Finnwalen sind bekannt. Und die größten Tiere dieses Planeten verhalten komplett anders als die Grauwale. Sie suchen sehr, sehr selten den Kontakt zu den Booten, haben längere Tauchzeiten.
Als Spezies sind sie immer noch bedroht mit einem geschätzten weltweiten Bestand von 5000 Tieren. Die Geräuschverschmutzung der Meere macht ihnen zu schaffen, da es für sie überlebensnotwendig ist über lange Distanzen zu kommunizieren und weiterhin die industrielle Nutzung von Krill von der menschlichen Spezies. Ohne Krill, keine Blauwale.
Gegen Mittag machten wir einen kleinen Abstecher zu einer Seelöwenkolonie (Kalifornischer Seelöwe) ganz in der Nähe. Diese „faulen“ Land-Tierchen bewegen sich nur, wenn nötig und gehen zum Fressen ins Meer.
Danach schauten wir noch einmal bei dem einen oder anderen Blauwal vorbei – das größte Lebewesen, das je auf diesem Planeten gewandelt ist. Unser Captain erzählt, dass es einmal ein Tier von 37 m Länge gegeben hat. Normal sind die Blauwale ca. 30 m lang. Kurz bevor wir zurück in den Hafen fahren, kam ein riesiger Blauwal – out of the Blue – relativ nah an unserem kleinen Boot vorbei. Jetzt konnten wir noch mal das ganze Ausmaß und die Dimension dieses Wals bestaunen.
Sehr viel Glück gehabt und eine weitere Perle gesammelt! Am nächsten Tag war es dann sehr, sehr windig. Was unsere Taucher und Schnorchler nicht von dem ein oder anderen Tauchgang abhielt… die Rückfahrt gestaltete sich etwas abenteuerlich. Salzwassergepökelt freute man sich dann über eine warme Dusche.
Nach einem Reisetag durch die wüstenähnlichen Landschaften, vulkanischen Ursprungs, die in diesem Jahr grüner als sonst sind, da es mehr geregnet hat, kamen wir in La Paz an.
Dort fuhren wir am nächsten Tag aufs Meer, um dem größten Fisch dieses Planeten zu begegnen. Zuerst waren zu viele Booten mit 1-2 Walen beschäftigt. Das gefiel uns nicht. Auch hier ist Respekt angezeigt. Wir fuhren weiter und fanden unsere „eigenen“ Wal Haie und einige aus unserer Gruppe schwammen ca. 1h mit einem Tier von ca. 6-7 m Länge. Weitere Wal Haie kamen am Boot vorbei… wunderschön sehen sie aus. Zeitlose Momente!
In die Bucht von La Paz halten sich erst seit ein paar Jahren die Jungtiere der Walhaie auf,– die Kinder und Teenies sozusagen – deswegen sind sie eher „klein“. Voll ausgewachsen kann ein Wal Hai die Länge von 15m erreichen. Die Babywalhaie schlüpfen aus den Eiern noch im Mutterleib und sind dann komplett sich selbst überlassen. Nach 30 Jahren werden sie erst selbst geschlechtsreif. Wal Haie können bis zu 100 Jahre alt werden. Sie fressen Plankton und kommen deswegen in die Bucht von La Paz – ab Januar, wenn das Wasser hier grün wird – nährstoffreich und eben voller Plankton ist.
Eine Perle und ein absolutes Highlight – die Begegnung mit diesen Tieren. Es gibt keinen anderen Platz auf der Welt, wo das Schwimmen mit Walhaijungtieren unter so guten Bedingungen möglich ist.
Weiter ging es über den netten Ort Todos Santos an der Pazifikküste in die Partyzone der Baja: Cabo San Lucas. Hier wohnt das Geld und wird sicher hier auch immer mal wieder gewaschen. Hier liegen Yachten im Hafen, wo die Tankfüllung allein schon 25.000 USD ausmacht. Doch wir sind wegen der Buckelwale hier!
Die Grauwale haben sich dies Jahr (es ist ein El Nino Jahr und das Wasser ist wärmer als normal) den etwas weiteren Weg an den südlichen Zipfel, zum „Lands end“ gespart!
Am nächsten Mittag ging es aufs Meer und nachdem wir die durchaus sehr schönen und touristischen Attraktionen wie „Lands end“, Lovers beach und den berühmten Arch von Cabo abgearbeitet hatten, sahen wir schon einen kleinen Buckelwal springen, immer und immer wieder.
Natürlich fuhren alle Boote dorthin… zu viele für meinen Geschmack! Immerhin wurde ein respektvoller Abstand gehalten und das Kleine schien es wenig zu interessieren – er oder sie hatte einfach Spaß und sprang und sprang! Und dann kam auch einmal die 40 Tonnen Mama aus dem Wasser… Wow! Nachdem wir für eine Weile die Show genossen hatten, fuhren wir weiter, um uns andere Wale zu suchen und schon bald fanden! Ein noch sehr kleines Kalb ließ es sich auch gutgehen und übte „breaching“.
Später sahen wir in etwas Entfernung zwei große Tiere gleichzeitig springen. Atemberaubend!
Eine weitere schimmernde Perle…
Wir fuhren in die Richtung und erkannten, dass es ein Mutter/Kalb Paar ist, begleitet von einem weiteren erwachsenen Tier… Männchen oder Weibchen? Ein Männchen, das sein Glück versuchte, obwohl die Mutter ihr Kalb noch säugte? Ein weiteres Weibchen? Neuste wissenschaftliche Veröffentlichungen haben ergeben, dass auch Buckelwalmütter bei und nach der Geburt die Gemeinschaft von anderen Weibchen sucht – wie fast alle anderen Meeressäugerarten auch.
Immer mal wieder sprangen sie und auch das Kleine übte „Headbang“ etc. Schon wieder Glück gehabt!
Niemand, inklusive mir, hatte mit so einer Highlight Tour gerechnet. Dass wir Buckelwale sehen würden, war relativ sicher. Aber, dass sie uns so verwöhnen mit ihren verschiedenen Verhaltensweisen und zahlreichen Sprüngen. .. eine weitere schimmernde Perle zum Abschied, denn am nächsten Tag ging es für alle zurück nach Europa. Danke – beautiful Baja. Wir kommen wieder!
In Freundschaft mit Delfinen und Walen.
Susanne Braack