Die Buckelwale verbringen einen ruhigen Sommer vor Alaska – Grund genug das eigene Volume aufzudrehen! Sie nutzen diese Gelegenheit, dieses epischen Sommers ohne Kreuzfahrtschiffe und erinnern sich vielleicht an die Zeit vor 1976, als dies jeden Sommer so war. 

Interessant ist, dass die Walpopulationen damals noch wesentlich kleiner waren durch die Auswirkungen des kommerziellen Walfangs. In den letzten Jahrzehnten haben sich die meisten Gruppen erholt. 4 von 14 Buckelwal-Populationen weltweit werden noch als gefährdet eingestuft.
Die Wale haben sich vermehrt und die Technik hat sich um Lichtjahre weiterentwickelt. Also gute Voraussetzungen für diesen unerwarteten epischen Sommer in Alaskas Gewässern.

Rekordsommer fällt aus
Forscher haben nun die Chance den berühmten Gesängen der Buckelwale anders zu lauschen – nämlich ohne Bootsgeräusche. 2020 wäre ein Rekordsommer mit 1,4 Mio Touristen in den arktischen Gewässern gewesen, berichtet die englische Zeitung Guardian. Wir wissen alle, was dazwischenkam, dieses kleine, kleine Virus, das die Kraft hatte, die Welt anzuhalten.
Die Locals an Land sind wirtschaftlich natürlich sehr getroffen, die Einheimischen im Wasser – die Buckelwale – scheinen es eher zu genießen. Die Wissenschaftlerin Dr. Michelle Fournet vom Sound Science Research Collective lauscht den Buckelwalen seit 10 Jahren – und klar, so einen stillen Sommer gab es noch nie. Sie sagt: „Es ist das erste Mal in der menschlichen Geschichte, dass wir die technischen Fähigkeiten haben diesen Walen auf sinnvolle Weise zuzuhören, ohne dass wir uns einmischen … es ist eine wirklich, wirklich große Sache.“

Weniger ist mehr
An einigen Tagen in der Hochsaison treiben sich in der Juneau`s Auke Bucht (wo alle Kreuzfahrtschiffe stoppen) bis zu 65 Whale Watching Boote rum, weil alle Passagiere der Schiffe, diese  Whale Watching Tagestour buchen. Nicht selten sind dann 10 Boote und mehr rund um einen Wal oder eine Situation zu finden. Die Wale reagieren darauf, in dem lauter rufen und gleichzeitig weniger.  Wenn ein Wal weniger ruft, kann das bedeuten, dass die Chance einen Kameraden oder eine Partnerin zu finden dramatisch sinkt. Dadurch ändern wir Menschen und nehmen Einfluss auf die sozialen Strukturen der Wale.

Dies Jahr gibt es vielleicht einmalige Chance die Buckelwale zu beobachten, wie sie mit ihrer Umgebung interagieren – anstatt mit den Booten. Wenn man keinen Vergleich hat, ist es schwer etwas darüber zu sagen, wie sie sich verhalten, wenn sie ungestört und „happy“ sind – und auch wie resistent sie ggf. sind.

Blubber gibt Auskunft
Diesen Sommer wurden auch Blubberproben genommen, um die Cortisolwerte zu untersuchen. Vergleichend dazu gibt es Daten aus 2014. Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Cortisol ist das Stresshormon.
Die Forscher sind noch mitten in der Datensammlung und es ist zu früh Zahlen oder Ergebnisse bekannt zu geben, sagt Dr. Heidi Pearson von der Universität Alaska Southeast.  „Aber aufgrund meiner Beobachtungen scheint es, dass die Wale in diesem Jahr mehr Ruheverhalten zeigen … Ich habe auch größere Gruppen und mehr soziales Verhalten beobachtet als in den vergangenen Jahren“.

Eine Mitarbeiterin von NOAA sagt: „Ich hoffe, dass wir diese Pause nutzen können, um gemeinsam mit unseren Partnern aus der Industrie über den Tellerrand hinauszudenken und mit Blick auf Naturschutz und Nachhaltigkeit voranzuschreiten“.
Denn Ziel ist es nicht, dass keine Schiffe mehr in die Buchten kommen, sondern ein neues Miteinander zu finden und herauszufinden, wo die Kipppunkte sind. Wieviel Tourismus ist verträglich für alle Beteiligten.

Lauschangriff
Fournet war ekstatisch, nachdem sie vor zwei Wochen ihre ersten Hydrophonaufnahmen des Jahres gehört hatte. „Es ist wirklich sehr, sehr ruhig. Bei meinem allerersten Anhören wählte ich zufällig eine Datei aus, und ich hörte sofort einen Wal statt eines Bootes. „Auch wenn wir jetzt nicht auf dem Meer sind, sind die Wale noch da“, sagte Fournet. „Sie sind dort, ob wir sie beobachten oder nicht, und das ist eine sehr tröstliche Sache.

Wie schon im Blogbeitrag zur Neualität des Reisens auch gesagt, es geht um die richtige Dosierung und das Finden eines neualen Miteinanders – auch elementübergreifend. Zu Waser und zu Land.

 Susanne

Dr. Fournets Aufnahmen der Wale des Jahres 2020 werden bald auf der Website des Sound Science Collective verfügbar sein.

Original Artikel im Guardian

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