Nötig hätten sie es nicht! Die Grauwale wurden Teufelsfische genannt, da sie zu Walfangzeiten kleine Jagdboote angriffen… Was bewegt jetzt diese Grauwale in den pazifischen Lagunen auf Kuschelkurs zu gehen? 

Waltiere – damit meinen wir Delfine und Wale  – berühren Menschen. Sie berühren die Herzen der Menschen. Für viele Gäste ist das überraschend und beim ersten Hinschauen nicht erklärbar. In den über 20 Jahren mit Meeressäugern habe ich nur sehr wenige Menschen getroffen, die die Warmblütler kalt ließen und fast jeder spürt, man begegnet hier Wesen, die anders sind als z.B. Fische. Nicht selten suchen auch Delfine und Wale den Kontakt zum Boot und zum Menschen.

Es wäre spannend zu wissen, wie die Meeressäuger uns wahrnehmen. Wissen sie, dass wir es sind, die die Ozeane mit Plastik, Radioaktivität und vielem anderen mehr verschmutzen und wir ihnen und – letztlich allerdings auch unseren – Lebensraum nehmen?

Der kleine Unterschied

Was macht den Unterschied? Ist es der Augenblick, wenn ein Delfin in der Bugwelle des Bootes reitet und hoch schaut und es zur Begegnung kommt? Ist es die Eleganz und Schönheit der Tiere? Oder nehmen wir wahr, dass hier jemand zu Hause ist – ein Wesen, dass sich selbst bewusst ist? Ein Jemand, der altruistisches Verhalten kennt. Ein Jemand, der verspielt und neugierig ist? Ein Jemand, der/die soziale Fähigkeiten hat und kognitive gleich dazu? Ein intelligentes Wesen mit einer sehr aufmerksamen, umsichtigen Wahrnehmung seiner Umgebung?

Grauwalkalb „kaspert“ am Boot, Mund geöffnet

Wale berühren uns

Wie ist es denn nun umgekehrt? Sollen wir Wale und Delfine anfassen, sprich wirklich taktil berühren? Zunächst einmal ein klares Nein. Denn respektvolles Wale beobachten und Delfine erleben heißt gebührenden Abstand zu halten. Zu Wasser und vom Boot aus sollten die Meeressäuger immer die Wahl haben, wie nah sie kommen möchten und die Intensität des Kontaktes bestimmen.

Ausnahmen bestätigen die Regeln

Obwohl so mancher Grauwal vielleicht noch die Walfänger Zeiten miterlebt haben könnte, damals, als sie die Boote hochnahmen, zum Kentern brachten und verzweifelt um ihr Leben kämpften. 1974 dann, begann etwas Erstaunliches. Damals gab es noch kaum Whale Watching in den pazifischen Lagunen. Stephan Swartz und seine Frau, ein Grauwal Forscherpaar, waren mit einem Schlauchboot auf dem Meer, als plötzlich ein frecher Wal seinen Kopf ins Schlauchboot steckte. Das bewegendste Erlebnis in der Karriere der beiden Grauwalforscher, wie Stephan uns letztes Jahr in einem Gespräch berichtete. Die Wale „Amazing Grace“ und „Nachos“ hielten sich nicht an die Konventionen und sind dafür verantwortlich, dass die Dinge ihren Lauf nahmen. Auch in der nächsten Walsaison kamen die Wale ganz nah an die Schlauchboote, eine Hand streckte sich aus… und daraus ist heute, gut 40 Jahre später, eine Art Grauwalkultur geworden, die scheinbar von Generation zu Generation weitergegeben wird. Auf ca. 30% der Touren kommen die Grauwale so nah an die Boote, dass es zu einem Kontakt von Mensch und Wal kommt. Wir können es nicht einfordern, auch hier in einem der best gemanagten Whale Watching Zonen weltweit, bestimme die Tiere den Kontakt. Und kaum zu glauben: Sie fordern fast ein, dass man sie berührt. Sie scheinen es zu lieben, wenn man ihnen über die seepockige Haut streicht. Sie kommen nah an die kleinen Whale Watching Boote und schuppern sich an ihnen und bleiben manchmal minutenlang ganz nah. Mütter mit den Kälbern, vertreiben sich auf diese Art und Weise die Zeit. Ein Geschenk und Spaß auf beiden Seiten!

Vorsicht Suchtgefahr!

Wir waren schon viele Male vor Ort in Mexiko, um Wale zu beobachten und die Faszination lässt nicht nach. Wenn so ein 30 – 40 Tonner direkt neben dem Boot liegt, bin ich jedes Mal wieder neu erstaunt, freudig aufgeregt, berührt, beeindruckt und präsent in dem wunderbaren Moment dieser nahen Begegnung mit den urigen Grauwalen, die mir wie eine außerirdische Spezies vorkommt. Seit wenigen Jahren kommt es auch hier und da mal zu einem Kuss. (Ich hatte ja schon einmal dazu geschrieben, hier entlang…) Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals einen Wal küssen würde – und auch vorher nicht gedacht, dass man das tun sollte.

Whale Watching Guide beim     Kuss, kondensierte Atemluft – Walblas – im Vordergrund

Das Leben ist allerdings voller Überraschungen und man soll doch besser niemals NIE sagen.

Susanne Braack

https://www.youtube.com/watch?v=foMzSLkUJ6E

https://www.youtube.com/watch?v=5PbNcloyUdo

https://www.youtube.com/watch?v=fZCxQPo98c4

https://www.youtube.com/watch?v=zM_eTzZ-8gI

 


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